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Reihe VDI 6000 | Sanitärtechnik

VDI 6000 behandelt Sanitärtechnik und -räume für Wohnungen, Arbeitsstätten, Arbeitsplätze, Versammlungsstätten bzw. Versammlungsräume, Hotelzimmer, Seniorenwohnungen, Seniorenheime, Kindergärten, Kindertagesstätten, Schulen sowie vorgefertigte Sanitärbauelemente (Fertigsanitärräume und Installationssysteme).

Richtlinienreihe VDI 6000 „Sanitärtechnik - Sanitärräume"

Das Thema Diversität ist von der Nische ins Zentrum der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit gerückt – Physiker Thomas Wollstein hat sich für die Neuauflage der Richtlinien-Reihe VDI 6000 rund um sanitäre Einrichtungen intensiv mit dem Thema beschäftigt. Im Interview im Sommer 2022 erzählt er, warum das wichtig war und wie er – im Team mit anderen Expert*innen – dabei vorgegangen ist.

„Die Vielfalt ist in der Gebäudetechnik angekommen“

Herr Wollstein, Sie haben mitgeschrieben bei der Neufassung der Richtlinie VDI 6000, die sich mit der technischen Gebäudeausrüstung von sanitären Anlagen befasst. Was hat die Überarbeitung notwendig gemacht?

Die sechs Blätter der letzten Ausgabe, die noch als Weißdruck vorliegen, sind durchschnittlich zehn Jahre alt. Der Sanitärbereich ist zwar nicht von sich schnell entwickelnder Hochtechnologie geprägt, dennoch ändern sich in so einer langen Zeitspanne einige Dinge. Deshalb mussten wir da ran.


Was ist aus Ihrer Sicht die wichtigste Neuerung in der Richtlinie?

Im Ausschuss hat sich schnell herauskristallisiert, dass wir das Thema Diversität, also die Vielfalt, anpacken müssen. In Teilen des gesellschaftlichen Miteinanders ist das schon lange passiert – etwa durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, das Diskriminierung im Beruf verbietet. Bei Stellenausschreibungen ist es seitdem üblich, neben Männern und Frauen auch Personengruppen nicht-binären Geschlechts anzusprechen. In der Regelsetzung war das bisher nicht so. Da ist die VDI-Richtlinie weit vorn.


Warum ist das Thema auch in der technischen Gebäudeausstattung von sanitären Anlagen von Bedeutung?

Weil die herkömmliche binäre Aufteilung in Toiletten für Damen und Herren zu einem Zwangsouting der Menschen führt. Stellen Sie sich vor, jemand in Frauenkleidung sucht in der Öffentlichkeit das WC für Herren auf. Betroffene sind dann verunsichert und hoffen, dass niemand sie dabei sieht.

Toilette 3 Geschlechter

Das ist sehr feinfühlig beobachtet. Haben Sie Expertise hinzugezogen?

Ja, so gehen wir immer vor. In diesem Fall von Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität. Im Ausschuss haben wir deren Fachwissen mit dem der Sanitärtechnik-Fachleute zusammengebracht, um technische Anforderungen und persönliche Bedürfnisse besser in Einklang zu bringen.


Was sind also die Ergebnisse? Wie sieht eine gut gemachte, nicht-binäre Toilette aus?

Ein Universal-Design-WC kann jeder Mensch aufsuchen. Zum Beispiel könnte man im eigentlichen Toilettenraum alle Keramiken, also die WC-Becken und Urinale, in Kabinen setzen. Auf jeder Kabinentür prangt eine Abbildung oder ein Piktogramm des Sanitärgegenstands, den die Benutzenden in der Kabine vorfinden.

Ein günstiger Grundriss wäre auch ein Vorraum mit Waschgelegenheiten und separaten Zugängen zu WC- und Urinalräumen. Stellen Sie sich das so vor: Sie schauen auf eine Wand, an der eine Reihe von Handwaschplätzen mit allem Zubehör installiert sind, und rechts und links je eine Tür. Die rechte Tür führt in einen Raum mit Urinalkabinen, die linke in einen mit WC-Kabinen. Von oben betrachtet bilden die Trennwände ein T: auf dem horizontalen Schenkel sind die Handwaschplätze angebracht, links und rechts am senkrechten Schenkel die Keramiken. So liegen alle Ver- und Entsorgungsleitungen eng beieinander. Auch dieser Aufbau vermeidet ein Zwangsouting.


Das hört sich nach zusätzlichen Investitionen an. Haben Eigentümer*innen oder Bauleute denn Vorteile, wenn sie die sanitären Anlagen wie beschrieben gestalten?

Im besten Fall sparen sie Fläche. Und Fläche ist ein beherrschender Faktor im Bauwesen. Fläche müssen Sie beheizen, Sie müssen sie reinigen. Oder Sie können den Platz anderweitig nutzen. Wer Fläche im Überfluss hat, könnte neue sanitäre Anlagen auch nach dem Vorbild der heutigen behindertengerechten Toilette konzipieren. Gerade bei Räumen für große Veranstaltungen löst die Unisex-Toilette aber noch ein anderes Problem – nämlich das der Gleichzeitigkeit.

Gender neutral

Was ist mit Gleichzeitigkeit gemeint?

Je nachdem auf welcher Art Veranstaltung man sich befindet, suchen alle Anwesenden gleichzeitig die sanitären Anlagen auf. In der Oper oder im Theater trifft das in großer Anzahl während der Pause zu. In einem Schulungszentrum mit unterschiedlichen Lehrgängen teilweise auch. In einem Bürogebäude hingegen, suchen alle Mitarbeitenden zu einem anderen Zeitpunkt die Sanitärräume auf. Je mehr Gleichzeitigkeit besteht, desto mehr Toiletten werden benötigt. Nicht-binäre WCs reduzieren die erforderliche Anzahl durch eine gleichmäßigere Nutzung.


Haben Sie die neuen Empfehlungen für Unisex-Toiletten in alle Blätter der neuen Richtlinie VDI 6000 aufgenommen?

Diversität betrifft alle Gebäude und Einrichtungen, die von vielen Menschen genutzt werden. Das reicht von Schulen, Universitäten, Arbeitsstätten, Versammlungsorten bis hin zu Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern. Ausgenommen haben wir das Blatt 2, das Wohnungen und Hotelzimmer beschreibt. Hier ist klar definiert, welche Person die sanitäre Anlage nutzt, ihre Privatsphäre ist ohnehin geschützt. In den Blättern 3 bis 6 hingegen spielen wir das Thema Diversität durch.


Jetzt haben wir aber das Blatt 1 vergessen...

Das Blatt 1 beschäftigt sich in der Neuauflage mit grundlegenden Dingen, die für mehrere Gebäudenutzungen gelten; denn das ist die zweite wichtige Neuerung: Wir haben die Systematik der Richtlinie auf den Kopf gestellt.


Das hört sich kompliziert an.

Ganz im Gegenteil. Statt in allen Blättern wiederholt identische Empfehlungen auszusprechen, haben wir Redundanzen eliminiert. Manche Themen, zum Beispiel Wohnungen und Hotelzimmer, haben wir zusammengelegt. Das Blatt 1 mit den Grundlagen benötigen in Zukunft alle, die eines der Folgeblätter anwenden. Die Blätter 2 bis 6 haben dafür an Umfang verloren und jedes Blatt ist für sich gut lesbar. Die Handhabung ist deutlich besser als in der letzten Version.

Gender neutral Toilette

Wie geht es nun weiter mit der aktualisierten und umstrukturierten Richtlinie VDI 6000?

Die neuen Gründrucke – oder Entwürfe – befinden sich in der Einspruchsphase. Bis
31. Oktober 022 haben Fachleute und Branchenprofis Zeit, uns ihre Stellungnahmen zu schicken. Sobald diese im Ausschuss geprüft und abgearbeitet sind, kommt die Richtlinie VDI 6000 als Weißdruck heraus. Wir rechnen damit, dass es im Laufe des Jahres 2023 soweit sein wird.


Das bekannte Prozedere also...

Nicht ganz. Bei der letzten Version haben wir die einzelnen Blätter zu unterschiedlichen Zeitpunkten herausgebracht. Diesen Vorgang haben wir harmonisiert. Alle sechs Blätter werden in der Neufassung zeitgleich als Weißdruck erscheinen – so wie es zuvor bei den Entwürfen geschehen ist.

Thomas Wollstein ist Physiker und seit 30 Jahren in der technischen Regelsetzung tätig, zunächst beim DIN, aktuell beim VDI. Er betreut VDI-Fach- und Richtlinienausschüsse im Bereich der Sanitärtechnik und Trinkwasserhygiene, darunter den Ausschuss VDI 6000, der sich mit Sanitärräumen befasst.

Interview: Tatjana Krieger, Redakteurin und Journalistin | Fotos: Adobe Stock

Richtlinienreihe VDI 6000 „Sanitärtechnik - Sanitärräume"

VDI 6000 Blatt 1 - Entwurf

Grundlagen

VDI 6000 Blatt 2 - Entwurf

Wohnungen und Hotelzimmer

VDI 6000 Blatt 3 - Entwurf

Arbeitsstätten

VDI 6000 Blatt 4 - Entwurf

Versammlungsstätten und Versammlungsräume

VDI 6000 Blatt 5 - Entwurf

Gesundheitswesen und Pflege

VDI 6000 Blatt 6 - Entwurf

Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen

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